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Rauchgasreinigung in Krematorien mit Dioxinabscheidung

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4 Dioxin/Furan-Abscheidung - mögliche Verfahren

Zur Abscheidung von Dioxinen/Furanen sind von großen Anlagen der Industrie folgende Verfahren bekannt, die sich zur Rauchgasreinigung in Krematorien eignen:

  • Adsorption der PCDD/F an oberflächenaktiven Substanzen (Aktivkohle, HOK) in durchströmten Schüttungen (Fest-, Wanderbettadsorber) bzw. an staubförmigen Additiv-Gemischen im Flugstromverfahren
  • Zerstörung der PCDD/F an Katalysatoren.

Während die Adsorptionsverfahren die Schadstoffe (neben Dioxinen/Furanen werden saure Gase und Quecksilber abgeschieden) speichern und die zu deponierende Abfallmenge vergrößern, werden die PCDD/F (und CO, Kohlenwasserstoffe) am Katalysator zu unschädlichen Oxidationsprodukten umgesetzt. Adsorptionsverfahren haben den Funktionsnachweis in Einäscherungsanlagen über einen längeren Betriebszeitraum bereits erbracht, Anlagen mit Heißgasfilter und Katalysator wurden in letzter Zeit in Betrieb genommen - Meßergebnisse und Betriebserfahrungen wurden noch nicht veröffentlicht. Im Abschnitt 3 wurde bereits auf die Problematik hingewiesen. Weniger Probleme werden bei Schaltung eines Katalysators mit Wiederaufheizung der Rauchgase nach ein Filter im Niedrigtemperaturbetrieb (180 °C) gesehen.

6 Rauchgasreinigung mit Festbettfiltern im Krematorium Potsdam

Im Juni 1996 wurden im Krematorium Potsdam zwei neue Einäscherungsanlagen mit Einäscherungsöfen System "Dresden 96", Rauchgasreinigungsanlagen der Entstaubungstechnik Schwarzenberg GmbH und Automatisierungtechnik der Fa. ICAT Engineering Halle in Betrieb genommen. Das Anlagenschema ist in Abb. 4 dargestellt.
Nach der Kühlung der Rauchgase im Luft-Luft-Kühler auf Temperaturen zwischen 130 und 150 °C wird das Rauchgas im Schlauchfilter entstaubt. Die Abscheidung von Dioxinen/Furanen und Quecksilber erfolgt im Festbettfilter (Herdofenkoks).
Wichtig beim Einsatz von Festbettfiltern ist die möglichst genaue Einstellung der Eintrittstemperatur. Vor Hersteller des Herdofenkokses wird 130 °C als optimale Temperatur zur Schadstoffadsorption genannt. Höhere Temperaturen sind zu vermeiden. Andererseits sollte die Temperatur zur Vermeidung von Korrosionserscheinungen über 100 °C liegen. Daher wurde ein Luft-Luft-Wärmeübertrager entwickelt, mit dem die starken Schwankungen von Rauchgasmenge und Temperatur ausgeregelt werden können. Die Temperatur vor dem Festbettfilter wird auf 125±5 °C eingestellt (Abb. 5).
Nach 5-monatigem Betrieb mit ca. 30 Einäscherungen/Tag wurden im November/Dezember 1996 durch das ILK Dresden Emissionsmessungen durchgeführt. Alle Grenzwerte der 27. BImSchV werden deutlich unterschritten (Abb. 6).
Zusätzlich zur Adsorption gasförmiger Schadstoffe werden in der Festbett-Schüttung auch Feinstäube zurückgehalten. Da die Reingasstaubgehalte extrem niedrig waren, wurden die Nachweisgrenzen des Meßverfahrens angegeben (0,2 mg/m³). Diese geringe Staubkonzentration trägt ebenfalls zur Emissionsminderung der Dioxine/Furane bei (Abb. 7) [LIST,S97a].

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